„Es war ein Donnerstag – glaube ich jedenfalls. Ich saß wie gewohnt im Chemieunterricht und wusste schon jetzt, wie das Ganze enden würde. Ich hatte es oft nicht wahrhaben wollen, aber an diesem Tag fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
Schon wieder eine Gruppenarbeit und es kümmerte keinen meiner Mitschülern oder Lehrer, dass ich diese Aufgabe alleine meistern musste. Und es würde auch in Zukunft niemanden kümmern. Theoretisch ist es ja nicht schlimm, mal alleine zu arbeiten, da es bei mir aber mittlerweile häufiger vorkam, kratzte es langsam aber sicher an meinem Selbstbewusstsein. Ich dachte damals viel über diese Geschehnisse nach und nahm mir alles sehr zu Herzen. Dennoch gab es niemanden, mit dem ich darüber reden hätte können. Somit hatte ich gelernt, das alles einfach herunterzuschlucken. Es wurde ja so oder so nicht besser.
Wenige Wochen später verschlimmerte sich die Situation immer mehr. Zuerst fingen meine Mitschüler damit an, mir blöde Spitznamen zu geben, doch nach kürzester Zeit machte die ganze Schule mit. Gerüchte gingen rum, dass ich verschiedene Krankheiten hätte und deswegen so stinken würde. Immer wenn ich einen Gang entlang lief, hielten sich die Leute die Nase zu und zeigten mit dem Finger auf mich. Ich fühlte mich klein, unbedeutend und allein. Meinen Eltern verschwieg ich das zu Hause, weil ich mich so schämte.
Ich weiß noch, dass es an einem Freitag war… Ich kam gerade vom Schachunterricht, als die Zehntklässler mich entdeckten. Sie beleidigten mich und fingen bald auch an, mich hin und her zu schubsen. Zum Glück kam kurz darauf ein Lehrer und sie hörten sofort damit auf. Seit diesem Tag habe ich Selbstmord-Gedanken. Meine Eltern bemerkten das dann irgendwie und haben mich hierher geschickt.“
Der Mann schaute sie an: „Das ist okay! Danke für deine Ehrlichkeit. Wer möchte fortfahren?“ Jeder in der Runde schaute den jungen Therapeuten an …
Verfasst von Marie Eheim, Veronika Herbrik, Eliana Kosak und Hana Wildemann
* Dies ist eine frei erfundene Geschichte und basiert auf keiner wahren Situation. Ähnlichkeiten zu Personen oder Ereignissen sind rein zufällig.
** Solltest Du Hilfe brauchen, kannst Du Deine Gedanken ganz anonym auf http://www.telefonseelsorge.de loswerden. (Anm. von FS)
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